E-Book Weltenbrand 3: Unsichtbarer Feind
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Wir befinden uns im 19. Stock des Konsumtempels. Auf jeder der kreisrunden Etagen befinden sich 45 Shops – rechnen Sie aus, wie viele Möglichkeiten es gibt, sein Geld loszuwerden!
Jinx stellt sich neben mich und schaut auf den riesigen, virtuellen Baum, der sich in der Mitte der ringförmigen Etagen erhebt und bis hinauf zur Decke hoch über uns reicht. Kugeln und Lichter funkeln an ihm, das saftige Grün der Nadeln bildet einen wunderbaren Kontrast zu den virtuellen Schneeflocken, die von der Decke rieseln und ihn zu bedecken beginnen.
»Das ist eine gute Idee!« Meine Partnerin streckt die Hand aus, als wolle sie den Baum berühren. »Ich …«
Sie kann den Satz nicht beenden, denn tief dort unten, im Tiefgeschoss der Galerie, zerreißt eine gewaltige Explosion die weihnachtliche Stimmung.
Da der Sprengsatz innerhalb des zentralen Runds gezündet wurde und – perfider geht es kaum – im unteren Bereich von einem Kraftfeld umgeben ist, rasen Druckwelle und Flammen in die Höhe.
Sie kommen so schnell näher, dass viele Passanten an der Brüstung nicht mehr in Deckung gehen können. Sie werden erfasst und sterben sofort.
Zum Glück stehen wir so weit oben, dass mir einige Sekunden bleiben.
Ich packe Jinx, reiße sie herum und werfe mich in einen Waffenshop. Dieser hat den Vorteil, dass seine Front nicht aus Glas besteht, sondern aus Sec-Plast, einem durchsichtigen, aber höchst robusten Stoff, der weder splittert noch platzt.
Jinx prallt neben mir auf den Boden auf und lässt ein Wimmern hören, während ich sofort herumrolle, hinter das Fenster, und sie mitziehe.
Keine Sekunde zu früh, denn die Flammen schießen vor dem Shop in die Höhe. Hitze breitet sich aus und ringsum zerplatzen Scheiben. Menschen schreien auf, als sie verletzt werden.
»An die Wand!«, rufe ich Jinx zu. »Tür schließen! Schnell!«
Der letzte Befehl gilt dem Mann hinter der Theke.
Dieser reagiert geistesgegenwärtig, springt auf und hämmert auf einen roten Knopf.
Mit einem lauten Knall fällt die schwere Sicherheitstür ins Schloss.
Der Sog setzt ein.
Wir spüren ihn dank des Sec-Plasts und der Tür nicht, hören es aber. Die Explosion saugt nun Luft an, wer sich nicht halten kann, wird in das Zentrum gezogen.
Zudem verbrennt sie den Sauerstoff, den sie ansaugt.
Aus dem Waffenshop kann sie keine Luft absaugen, Tür und Fenster schließen absolut dicht.
Im Geiste zähle ich die Sekunden herab. Bei 25 erhebe ich mich und schaue aus dem Fenster.
Die Zerstörung ist umfassend. Wir sehen Leichen und Leichenteile, brennende Läden und zerstörtes Metall.
Jinx greift nach meiner Hand. Fast fürchte ich, dass sie zu weinen beginnt, aber ihr Blick ist grimmig-entschlossen. Offenbar nutzt das Training, welches sie sich aus dem Netz lud und während des Fluges zum Mars durchbüffelte.
Wir stehen auf, der Mann hinter der Theke gibt die Tür frei und sofort dringt der Gestank von verbrannten Menschen, geschmolzenem Kunststoff und glühendem Metall herein.
All das ist schlimm, ist aber nur eine Randerscheinung. Denn wirklich schlimm ist das berstende Geräusch, als ein Teil des Runds vor uns aus dem Boden bricht und in die Tiefe stürzt.
Die Galerie stürzt ein, und wir befinden uns verflucht noch mal im 19. Stock!
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