E-Book Sherlock Holmes 58: Der Herbst des Schreckens - Der Höhepunkt des Grauens
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Natürlich war der Mord an Mary Ann Nichols das bestimmende Thema in London. Schon am Abend des Mordes, heimgekehrt von unseren ersten Ermittlungen, hatten wir dies erlebt. Ob es nun um Sonderausgaben gestandener Blätter ging, das Gespräch auf der Straße oder der Kutscher, der ein wenig Small Talk offerierte – es ging immer um den Mord im East End.
Nicht der erste Mord, wie es hier und dort unheilschwanger hieß. Eine solche Chance, auch zurückliegende Verbrechen noch einmal aufzuwärmen und durchzukauen, ließ sich freilich niemand entgehen.
Selbst Mrs Hudson hatte eine klare Meinung zu dem Thema, wenn auch nicht auf den Fall bezogen. Die Welt ist ein verlotterter Platz, sobald man die ordentlichen Viertel verlässt! Das Home Office täte gut daran, solche Orte zu räumen und die Menschen in Heime zu stecken, fertig.
Etwas, das so manch ein Politiker in der Vergangenheit bereits versucht hatte. Die Arbeitshäuser waren kaum etwas anderes, die Leiter oft brutal, unehrlich oder gar diebisch.
War dies der Fortschritt, den das Empire seinen ureigensten Bewohnern schenkte?
Ich selbst hatte hin und wieder Menschen aus den Arbeitshäusern und Lodging Houses betreut und versichere Ihnen, dass die Menschen dort in erbaulichsten Zuständen hausten!
Wir, die wir aus ordentlichen Verhältnissen stammten, studiert hatten und so zu jener Mittelschicht gehörten, die ein gutes, vornehmes Leben in Clubs führten, konnten uns oft das Leben jenseits unserer eigenen Welt kaum vorstellen. Allein Holmes und seinen Fällen war es zu verdanken, dass ich über jene imaginären Dinge hinauszublicken vermochte.
Das East End selbst war ein Paradebeispiel für jenes andere Leben. Nicht selten kam es vor, dass vornehmere Herren eine Droschke bestiegen und – Touristen gleich – das East End aufsuchten, um dort das Elend, die Not und das Verderben zu beobachten. Manche wurden auch von Opium, Glücksspiel und dem schnellen Vergnügen mit Prostituierten wie eben Polly Nichols angezogen, ehe sie wieder in eine Droschke stiegen und zurück in jene Gebiete fuhren, in denen die Straßen sauber waren und in deren Hinterhöfen keine Dirnen die Röcke hoben!
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