E-Book Geister-Schocker 05: Der grüne Tod
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Professor Norman Hanston sah blinzelnd zur Sonne hoch. Nachdem er den grünen Golfplatz nach weiteren Spielern abgesucht hatte, zog er langsam das Jackett aus und hängte es an den längsten Schläger.
Der Gelehrte vergewisserte sich nochmals, dass er unbeobachtet war und atmete auf. Es hätte seiner konservativen Einstellung widersprochen, wenn ihn jemand in dieser unkorrekten Kleidung gesehen hätte.
Professor Hanston ahnte nicht, dass fast jedermann im Club seine Schwierig-keit kannte. Er griff zu und rollte das Gestell mit seiner Golfausrüstung noch näher an die dichten Büsche, die hier die Grenze des Rasens bildeten.
Hanston legte sich den Ball zurecht und zog einen Schläger aus der Tasche. Der ältere Mann, Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät, wusste auf einmal, dass ihm der schwierige Schlag heute gelingen würde.
Als er den Schläger hochschwang, zuckte für den Bruchteil einer Sekunde das Bild des alten Nichols durch sein Gehirn.
Hanston presste die Lippen fester zusammen und verdrängte diesen Gedanken. In knapp zwei Stunden hatte er einen Vortrag vor der Gesellschaft der Britischen Biologen zu halten und wollte endgültig mit Nichols Phantastereien aufräumen.
Der Professor konzentrierte sich auf seinen Schlag.
Er sah nicht die dunkelgrünen, langen Blätter, die sich hinter ihm entrollten. Winzige Haare zitterten auf der Oberfläche der Blätter, bewegten sich in Wellenform trotz der Windstille und richteten sich endlich auf den Mann aus, der seine gesamte Konzentration auf den Schlag richtete.
Nur unvollkommen verdeckten die Blätter bräunliche, wie Leder wirkende Auswüchse, die sich vorsichtig durch die Zweige der anderen Büsche schoben.
Die merkwürdige Pflanze erzitterte, als die tentakelähnlichen Äste dicht hinter dem Nacken des Spielers verharrten.
Die fünf Luftwurzeln des Gewächses bohrten sich tiefer in den Boden.
Die Auswüchse zuckten zurück, schienen Maß zu nehmen und schnellten in dem Moment vor, in dem Professor Hanston den Schläger herabsausen ließ.
Blitzschnell legten sich zwei der Tentakel um den Hals des Golfspielers und unterbanden sofort die Atmung. Die Halsschlagader wurde abgeklemmt, der lebenswichtige Blutstrom zum Gehirn war unterbrochen.
Mit seinen Fingernägeln fuhr er über die borkige Haut der Tentakel. Winzige Teile blieben hängen, die etwas zu langen Nägel brachen ab. Nochmals versuch-te der Gelehrte, die Umklammerung zu sprengen, aber eine plötzliche Dunkelheit vor seinen Augen ließ seinen Willen erlahmen.
Sein letzter Gedanke galt dem Golfball, den er soeben geschlagen hatte.
Professor Norman Hanston war ganz sicher, diesen schwierigen Schlag zum ersten Mal vollendet zu haben.
Mit dieser Sicherheit starb er.
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