E-Book Sherlock Holmes 46: Das Geheimnis des Siegelringes
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Miss Liana Barton suchte uns eine Stunde später auf. Sie wirkte etwas verunsichert.
Ich muss gestehen, ihr Liebreiz blieb auf mich nicht ohne Wirkung.
Holmes hatte für so etwas keinen Blick. Ihn interessierte nur die Sache.
Ich nahm unserer Besucherin den Mantel ab und geleitete sie zu unserem Besuchersessel am Kamin.
Sie trug ein nicht ganz neues, aber aus teurem Material gefertigtes Kleid. Das kleine Hütchen saß keck, leicht schief, auf den Ringellöckchen, die sich vorwitzig um ihre Ohren wuschelten.
Sherlock Holmes musterte unsere Besucherin.
»Sie sind Stenotypistin, wie ich sehe.«
Sowohl Miss Barton als auch ich schauten verblüfft.
Mein Freund winkte ab. »Verzeihen Sie, ich liebe etwas Aufmerksamkeit. An der Art, wie Sie Ihre Hände halten … nun … egal. Was führt Sie zu mir?«
Ich kredenzte unserer Besucherin ein Glas Sherry, was etwas zur Lockerung der Szene beitrug.
»Vielleicht nehme ich Sie über Gebühr in Anspruch, Sir«, begann sie. »Aber es ist doch etwas merkwürdig. Ich war beim Yard, aber dort meinte man, ohne konkrete Angaben könne man nichts tun.«
Holmes zuckte die Achseln. »Scotland Yard wird immer erst tätig, wenn es zu spät ist. Berichten Sie!«
»Ich arbeite für Lady Sheridan. Sie schreibt ihre Memoiren. Gegenüber befindet sich ein altes Haus. Sie müssen wissen, Mr Holmes, das Haus der Lady steht sehr einsam. Am Ende einer schmalen Straße. Die Nachbargrundstücke sind durch kleine Wäldchen getrennt. Die Gas-Straßenbeleuchtung ist auch sehr spärlich. Ich will nicht ausschweifen …« Sie nahm einen Schluck Sherry. »Jedenfalls habe ich während der letzten zehn Wochen Lichtschein beobachtet. Obwohl laut der Lady das Haus leer stehen müsste.«
»Haben Sie Lady Sheridan von Ihrer Beobachtung erzählt?«, wollte Holmes wissen.
Unser Gast nickte. »Ja, aber die tat es als Täuschung ab. Nun, vor acht Tagen beobachtete ich, dass eine Kutsche vorfuhr. Ein Zweispänner. Die Haustür gegenüber öffnete sich vorsichtig, dann traten ein Mann und eine Frau heraus. Der Kutscher öffnete die Kutschentür und es machte den Eindruck, als sei diese mit einem Schloss gesichert gewesen. Dann sah ich nur schemenhaft eine Gestalt. Sie wurde rasch ins Haus geführt. Aber …«
Holmes beugte sich interessiert vor. »Aber?«
»Ich sah ein helles Kleid, blondes Haar und …«
Mein Freund ergriff die Hand unserer Besucherin. »Sprechen Sie ruhig.«
Ich merkte, wie Miss Barton ihre Erregung niederkämpfte.
»Die Person – wer auch immer – schien barfuß zu sein, und auch glaubte ich, das leichte Klirren einer Kette zu vernehmen.«
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