E-Book Sherlock Holmes 50: Der verlorene Sohn
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Wie ich schon häufiger berichtete, gab es Fälle während meiner Zeit mit Sherlock Holmes, die ich sehr gerne veröffentlicht hätte. Doch standen dieser Absicht Gründe entgegen, die dies unmöglich machten.
Mal war es der Wunsch meines Freundes, einen Fall unerwähnt zu lassen, dann wieder waren die Umstände letztlich so verworren, dass es mir während der Textarbeit nicht gelang, einen roten Faden zu finden. In diesem Fall war es nahezu unmöglich, die Ereignisse in der korrekten Reihenfolge widerzugeben oder Wichtiges von Unwichtigem zu trennen, sodass am Ende ein Sammelsurium an Fakten, Vermutungen und Handlungen stand, in denen sich irgendwo die Wahrheit verbarg. Es war erstaunlich genug, dass sich Holmes in einem solchen Tumult der Ereignisse stets zurechtfand, diesen jedoch aufzuschlüsseln und den Lesern näherzubringen war nahezu unmöglich.
Ein letztes Hindernis stellte unsere Diskretion dar. Manche Fälle betrafen namhafte Personen, die keinesfalls in einen Skandal verwickelt werden durften. Man kann nurerahnen, welch ein Aufschrei durch die Gesellschaft gegangen wäre, hätte ich all jene Fälle im Strand abdrucken lassen, in denen das Königshaus direkt oder indirekt verwickelt war!
Oder wenn ich offenbarte, was den damaligen Premier mitten in der Nacht in unsere Räume in der Baker Street führte!
Manches davon wurde jedoch von der Zeit entschärft, um es einmal so zu sagen. Tempus edax rerum, wie der Lateiner sagt, die gefräßige Zeit.
Und ja, gefräßig ist sie, nimmt sie uns doch das Liebste, das wir haben! Doch ich möchte nicht sentimental werden. Vieles gab mir die Zeit, wofür ich dankbar sein darf, und ganz besonders sind hier die Jahre in der Baker Street zu erwähnen.
Kehren wir aber zurück zu den Fällen, welche die Zeit entschärfte. Manche der Geschlechter, denen wir mit Rat und Tat zur Seite standen, erloschen – auch und gerade wegen der Fälle, die wir bearbeiteten. Der Schutz, den ein Earl oder eine Duchess genoss, schwand in diesem Moment, denn im Tode kann keine Ehre mehr verletzt werden.
Manchmal kam es auch vor, dass nachfolgende Generationen ausdrücklich darum baten, die Erlebnisse gedruckt vorzufinden; als Warnung an andere, nicht die gleichen, oft törichten Fehler zu begehen.
Natürlich überraschten uns solche Bitten, doch kamen wir ihnen nach – abgesehen von jenen wenigen Jahren, in denen mir Holmes verbot, weitere Fälle zu veröffentlichen. Ein Verbot, das er schließlich aufhob, um auch in den späten Jahren seines Lebens ein wenig von dem ihm zustehenden Ruhm zu genießen. Anerkennung und Lob waren für ihn stets wichtiger als der finanzielle Aspekt eines Falls. Nur selten sah ich ihn freudig nach einem Scheck greifen; wie etwa im Falle des vermissten Lord Saltire, Sohn des Dukes von Holderness.
Es geschieht auf eben jene Bitte hin, dass ich nun diese Begebenheit zu Papier bringe, die sich nur wenige Wochen nach dem Fund des Schmucks der Countess of Dudley zutrug.
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