E-Book Christoph Schwarz 41: Der Mumienkeller von Bremen
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Die sechs Leichen im Bleikeller des Bremer Doms, inzwischen untergebracht in einem Nebengebäude, sahen absonderlich aus. Sie waren gut erhalten, und doch fehlten ihnen die Haare, manchen sogar Finger. Dies war jedoch nicht auf den Vorgang der natürlichen Mumifikation zurückzuführen, wie die Journalistin Daniela Lück wusste. Erst seit 1968 lagen die Mumien unter Glas. Zuvor hatte jeder die Leichen berühren und dabei auch ein kleines Souvenir mitnehmen können. Selbst Goethe hatte man etwas geschickt, um ihn nach Bremen zu locken.
Daniela Lück schüttelte den Kopf, während sie darüber nachdachte. Für sie war unverständlich, dass sich jemand an Leichen vergehen konnte, nur um sich ein Andenken in den Schrank zu legen.
Der Blick des Frau glitt in die Runde. Der Raum, in dem sie sich befand, war pseudo-antik eingerichtet. Einstmals lagen die Leichen in der Ostkrypta des Doms, mussten aber dann in den Kohlenkeller – untergebracht in einer gotischen Kapelle – umziehen. Von dort wurden sie schließlich an ihren jetzigen Aufenthaltsort umgebettet.
Von manchen Mumien wusste man, wer sie einst gewesen waren, von anderen wiederum nicht. Vor allem die Leiche eines Mannes, den man einstmals für den verunglückten Dachdecker des Doms gehalten hatte, gab Rätsel auf. Inzwischen stand fest, dass dieser Mann keinen Unfall gehabt und an den Folgen gestorben war, denn bei Röntgenuntersuchungen waren keine Knochenbrüche entdeckt worden. Dafür hatte man eine Kugel in der Wirbelsäule gefunden, die ihn wahrscheinlich getötet hatte. Man vermutete darum, dass er während des 30-Jährigen Krieges gestorben war.
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