E-Book Christoph Schwarz 50: Die geheimnisvolle Insel (1. Teil)
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Jaqueline Berger schaute sich um. Die Architektur in Bukarest war bemerkenswert. Sie hatte dies bereits bei anderer Gelegenheit festgestellt und sah sich nun wieder bestätigt. In kaum einer europäischen Hauptstadt trafen derart viele Stile und Epochen aufeinander. Bis hin zu den bizarren Bauten, die Ceauşescu hatte errichten lassen, spiegelte die Gebäude die Geschichte der Stadt wider.
Die ehemalige Schatzjägerin schenkte dem Parlamentspalast einen letzten Blick, ehe sie sich abwandte und über eine alte Brücke eilte.
Die Sonne schien von einem strahlend blauen Himmel, doch es war lausig kalt. Die Temperaturen lagen bei knapp vier Grad unter Null, der Atem bildete weiße Wolken vor ihrem Mund. Obwohl Jaqueline den Kragen des Mantels aufgestellt hatte, fror sie.
Das Viertel, in dem sie sich nun befand, war alt. Es hatte viel gesehen und viel durchgemacht. Die Gebäude hier schienen eine ganz eigene Geschichte zu erzählen. Eine von Hunger, Elend, aber auch Freude und Hoffnung.
Kinder spielten mit Böllern, Erwachsene schleppten Tüten und Taschen zu ihren Wohnungen. Jedem war das Fieber anzumerken, das dieses Silvester zu etwas Besonderem machte. Nicht nur ein Jahrhundert ging zu Ende, sondern ein Jahrtausend. Zumindest in den Köpfen der meisten Menschen.
Für die ehemalige Schatzjägerin war dies im Moment nebensächlich. Sie hatte einen Job zu erledigen, der keinen Aufschub duldete.
Auch wenn sich Widerwillen in ihr regte. Das, was sie tun musste, hatte nichts mit Archäologie oder Schatzjägerei zu tun, nichts mit ihrem Hang zum Abenteuer.
Einmal mehr hatte sie ein Geheimdienst auf eine Mission geschickt. Nicht die CIA, sondern der MI-6. Powell, ihr Kontaktmann in Vauxhall Cross, hatte ihr explizite Anweisungen gegeben. Wie so oft, wenn sie für eine höhere Gerechtigkeit arbeitete, wie es Powell mit tiefem Ernst in der Stimme ausgedrückt hatte, blieb ihr kaum ein Ermessensspielraum. Auch wenn sie bei der Planung und Durchführung der Mission völlig freie Hand hatte, stand das Ergebnis bereits fest.
Zumindest dann, wenn sie ihren Job erfolgreich zu Ende brachte.
Eine kleine Bäckerei mit Stehimbiss war Jaquelines erstes Ziel. Sie betrat den Laden, schaute sich kurz um und sah zwei Männer an einem Ecktisch stehen.
»Eine Brezel bitte, und einen Tee«, bestellte sie, nahm beides mit zu einem Tisch in der Nähe der beiden Männer und aß dort ein zweites Frühstück. Dabei schaute sie gelangweilt aus dem Fenster.
»Möchten Sie die Zeitung?«, erkundigte sich einer der beiden, nachdem sie ihre Brezel zur Hälfte gegessen hatte. Dabei schenkte er ihr ein unverbindliches Lächeln.
»Ja, warum nicht.« Jaqueline griff zu, schlug die Zeitung auf und fand eine kleine, eingelegte Notiz. Man könnte meinen, wir befänden uns noch immer im kalten Krieg und jeder ringsum sei ein KGB-Agent, dachte sie sarkastisch, während die beiden Männer die Bäckerei verließen.
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